Für mich gibt es eigentlich nichts Spannenderes als die Besichtigung von Schlössern und Burgen. Schon als Kind haben mich die imposanten Bauten und das höfische Leben in der Vergangenheit mächtig beeindruckt. Der Besuch einer Burgruine oder eines herrschaftlichen Schlosses war für mich deshalb immer ein Abenteuer. In Franken gibt es eine Vielzahl von steinernen Zeizeugen, von Burgen, Ruinen und auch Schlössern, die man besichtigen kann. Eines davon ist das Schloss Weißenstein in Pommersfelden. Es zählt zu den repräsentativen Glanzstücken des fränkischen Barock.
Die Grafen von Schönborn
Von der Autobahn über die Landstraße nach Pommersfelden kommend, erblickt man das herrschaftliche Schoss schon von weitem. Es liegt am Rand der kleinen Ortschaft und wird auch Schloss Pommersfelden genannt. Erbaut wurde das barocke Prunkstück zwischen 1711 und 1718 von Lothar Franz von Schörnborn. Dieser war Bamberger Fürstbischof und Kurfürst von Mainz und baute sich das Anwesen als private Sommerresidenz. Geboren wurde Lothar Franz von Schönborn 1655 in Steinheim am Main und starb 1729 in Mainz. Da der Innenausbau des Schlosses nach Fertigstellung des Gebäudes nochmal weitere zehn Jahre in Anspruch nahm, hatte der Kurfürst vom Nutzen seiner Sommerresidenz leider nicht mehr viel.
Die Familie der Grafen von Schönborn ist ein Adelsgeschlecht, welches bis heute besteht. Ihren Ursprung haben die Schönborns im Rheingau und Taunus. Schloss Weißenstein ist auch heute noch im Familienbesitz und teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich. Wer – wie ich – Freude an Schlossbesichtigungen hat, sollte Weißenstein unbedingt einmal besuchen. Mit seinen Gemäldegalerien, seiner kompletten Inneneinrichtung und seiner beeindruckenden Architektur lockt es zahlreiche Besucher nach Pommersfelden. Um das Schloss für die Zukunft zu bewahren, wurde es 1996 von Dr. Karl Graf von Schönborn-Wiesentheid in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht.
Treppenhaus und Grottensaal
Lothar Franz von Schönborn beauftragte als Baumeister seiner Sommerresidenz den böhmischen Baumeister Johann Dientzenhofer. Im Gegensatz zu den offiziellen Residenzen des Kurfürsten in Mainz und Bamberg war Weißenstein ausschließlich Privatschloss. So wurde das Schloss auch ausschließlich mit privaten Mitteln finanziert.
Neben der Würzburger Residenz, mit deren Bau zehn Jahre später begonnen wurde, zählt Schloss Weißenstein zu den besterhaltensten Kulturdenkmälern in Europa und wichtigsten fränkischen Schlossbauten des 18. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu vielen anderen Schlössern, ist Weißenstein von der Zerstörung im zweiten Weltkrieg verschont geblieben.
Das Treppenhaus und der Grottensaal sind die eindrucksvollsten “Werke” des Schlosses. Wenn der Kurfürst auf Weißenstein Besuch empfing, bekamen die Gäste als erstes das imposante Treppenhaus zu Gesicht. Das Treppenhaus erstreckt sich über drei Etagen und umfasst 8000 Kubikmeter und ist heute noch unverändert erhalten. Das riesige Deckenfresko thront hoch oben über dem Treppenhaus. Es ist eine Gemeinschaftsarbeit des Schweizer Malers Rudolf Byss und dem italienischen Maler Giovanni Francesco Marchini. Das Fresko zeigt die vier damals bekannten Kontinente Afrika, Amerika, Asien und Europa. Im Zentrum des Gemäldes steht Gott Apoll von Sonnenstrahlen umgeben auf einem Wagen, der von vier weißen Pferden gezogen wird. Beim Anblick des Treppenhauses und des Deckenfreskos bleibt einem der Mund offen stehen. Um die ganze Herrlichkeit aufsaugen zu können, nehmt euch viel Zeit.
Weiteres Highlight ist der Grottensaal. Dieser diente als Aufenthaltsraum für heiße Sommertage und ist über und über mit den unterschiedlichsten Materialien ausgestattet. Überall an den Wänden und an der Decke finden sich Muscheln, Tuffstein, Kristalle, Mineralien, Spiegel oder Glassteine. Es glitzert und funkelt von jeder Ecke und der Grottensaal ist überladen an Details.
Mehr Schein als Sein trifft auf dem Marmorsaal zu. Der Fußboden und die Sockel wurden aus echtem Marmor gefertigt. Alles, was darüber liegt, die Säulen, der Stuck und Weiteres ist jedoch nur aus Stuckmarmor. Also kein echter Marmor. Dies hatte vor allem statische Gründe, da echter Marmor viel zu schwer gewesen wäre. Und natürlich ließ sich so auch noch Geld sparen.
Inmitten der eindrucksvollen Raumfolge von Galerie, Schlafzimmer, Arbeitszimmer und Audienzzimmer des Kurfürsten liegt als weiteres Glanzstück das Spiegelkabinett mit seiner kostbaren Täfelung, den für ihre Zeit ungewöhnlich großen Spiegeln und dem reich verzierten Fußboden.
Damwild im Schlosspark
Hinter dem Schloss erstreckt sich der Schlosspark. Das im englischem Landschaftsstil gehaltene Areal ist weitläufig. Wer hier lustwandeln möchte, muss einen Euro in einen Automaten werfen, um das Gelände betreten zu können. Der Park ist naturbelassen mit uraltem Baumbestand, wirkt aber wenig gepflegt. Hier herrscht Wildnis vor, kein englischer Rasen. Am schönsten ist hier das freilaufendem Damwild zu beobachten. Wenn man Glück hat, kann man den scheuen Tieren nah kommen. Auch Wildvögel gibt es hier. Ein Rundweg durch die Parkanlage lohnt sich auf jeden Fall. Zu viel erwarten, solltet ihr jedoch nicht.
Unser Fazit
Ein Besuch lohnt sich für alle kultur- und geschichtsinteressierten Menschen. Schloss Weißenstein ist wunderschön und hat bei uns einen imposanten Eindruck hinterlassen. Im Schloss gibt es momentan keine Führungen, aber man kann selbst durch die Ausstellung schlendern und Mithilfe eines Flyers die wichtigsten Informationen über das Schloss erfahren. Außerdem hat uns das nette Personal auch alle Fragen beantwortet.
Infobox
Adresse: Am Schloß 1, 96178 Pommersfelden
Parken: Parkplätze direkt am Schloss
Internet: Alle Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen unter https://www.schoenborn.de/schloss-weissenstein/
Tourentyp: Schlossbesichtigung mit Spaziergang durch den Schlosspark. Die interessanten Nebenwege im Schlosspark sind für Buggys und Rollstühle nicht geeignet. Hier sollte man lieber auf den Hauptwegen bleiben.
Einkehrmöglichkeit: Schlosscafé direkt im Schloss oder auf der gegenüberliegenden Straßenseite
In der Nähe: Schaukelweg Vestenbergsgreuth
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