Wir sind gerne und viel in der Natur. Gerade jetzt im Herbst bin ich unglaublich gern draußen, die bunten Blätter, die feuchte Luft, ich mag den Herbst. Als Familie versuchen wir gemeinsam mindestens einmal im Monat etwas in der Natur zu unternehmen. Junior läuft- wie wahrscheinlich die meisten Kinder – nicht sehr gerne längere Strecken. Deshalb suchen wir stets Wanderungen aus, die für einen Fünfjährigen spannend sind. Und vergangenes Wochenende haben wir etwas besonders Aufregendes erlebt. Wir waren in der Fränkischen Schweiz und sind dort mit Ziegen gewandert. Das war anderes als gedacht, aber eine beeindruckende Erfahrung für uns drei Stadtmenschen.
Durch Zufall bin ich in einer Broschüre der Fränkischen Schweiz auf diese außergewöhnliche Art zu Wandern aufmerksam geworden. Morgens um 9.30 Uhr war Treffpunkt in Nankendorf bei Waischenfeld. Von uns war das ungefähr 50 Minuten Fahrt und da es noch so früh am Tag war, hatten wir freie Fahrt durch die wolkenverhangene Fränkische Schweiz.
Unsere illustre Wandergruppe bestand aus etwa zwanzig großen wie kleinen Menschen und ebenso vielen Ziegen. Zu Beginn machten wir uns mit den Ziegen erst einmal bekannt und durften sie mit Haferflocken füttern. Dann bekam jede Familie eine der Leitziegen an die Leine. Unsere wunderbare Ziege hieß Sternchen und war rundum weiß. Und dann ging es auch schon los in den Wald. Die Leitziegen liefen an der Leine und der Rest der Herde neben uns her. Der Ziegenbock durfte als einziger nicht mit zur Wanderung, dafür aber all seine Ziegendamen. Wir waren also eine bunte Truppe aus Ziegen, Menschen und auch zwei Hunden. Junior fand die Aktion total spannend und war so stolz, „seine“ Ziege zu führen. Natürlich mussten Papa und ich abwechselnd helfen, denn Junior konnte Sternchen nicht allein halten, die hatte nämlich mehr Kraft als unser Kindergartenkind. Natürlich kam auch die Frage „Können wir die Ziege mit nach Hause nehmen?“. Als Rasenmäher wäre so eine Ziege sicherlich sehr praktisch, doch wer entfernt die ganzen Köttel aus unserem Garten? Antwort unseres Kindes: „Das macht der Papa.“. Na dann …
Ziegen, die mit Menschen spazieren gehen
Es ging durch den Wald hindurch und dann auf freies Feld. Am Wegesrand standen verstreut Apfelbäume. Die Ziegen freuten sich über das Fallobst am Boden. Dann ging es weiter über einen abgeerntetes Maisfeld. Auch hier fraßen die Ziegen die vereinzelt herumliegenden Maiskolben. Wie gesagt: Ziegen sind kleine Fressmaschinen. Zwischendurch erzählte uns unsere Ziegenführerin (und Namensvetterin) Anke etwas über ihre Tiere. Natürlich konnten wir ihr auch Löcher in den Bauch fragen. Als Stadtmensch hat man ja doch die ein oder andere Frage. Wusstet ihr beispielsweise, dass Ziegen bis zu 16 Jahre alt werden und neben Hund und Schaf zu den ältesten Haustieren gehören?
Ziegen sind schnell
Es stellte sich heraus, dass Ziegen verdammt schnell sind. Unser Sternchen legte ein hohes Tempo an den Tag und auch alle anderen Ziegen liefen im Stechschritt voraus. Für die Wanderung ist es also von Vorteil, gut zu Fuß zu sein, solltet ihr auch mal eine machen wollen. Alle Blätter, Zweige und anderes Grüßzeug am Wegesrand wurde von der Ziegenherde gierig verspeist. Ihr glaubt nicht, was für einen Appetit so eine Ziege hat. Das ist unglaublich. Ziegen gehören übrigens wie Kühe zu den Wiederkäuern. Während der gesamten Wanderung, davor und auch danach, haben die Vierbeiner eigentlich nur gefressen. Doch die Fresspausen waren uns Zweibeinern ganz gelegen, die Gruppe sammelte sich wieder und dann ging es im Ziegentempo weiter. Und glaubt nicht, dass ihr eine Ziege dazu bewegen könnt, langsamer zu laufen.
Aufgrund ihres großen Appetits eignen sich Ziegen, ebenso wie Schafe, wunderbar zur Landschaftspflege. Sie ist besonders dafür geeignet, Flächen frei zu halten, die zu verwildern drohen und leistet damit einen nützlichen und umweltschonenden Beitrag.
Menschen, die nach Ziege riechen
Die Wanderung mit einer Ziegenherde verlief ziemlich chaotisch. Ständig mussten wir aufpassen, nicht von einer Ziege über den Haufen gerannt zu werden. Stellt euch also darauf ein, dass Ziegen nicht immer das machen, was der Mensch gerne möchte. Eine Ziege hat ihren eigenen sturen Kopf. Das macht sie ziemlich sympathisch. Für uns war es auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis und Junior lief die zwei Stunden Rundweg ohne zu Murren und zu Meckern. Ziegenstreicheln ist was Wunderbares, auch wenn wir drei nach der Ziegenwanderung selbst wie Ziegen rochen. Auf der Heimfahrt schwebte im Auto ein intensiver Stallgeruch.
Infobox
Adresse: Nankendorf, 91344 Waischenfeld
Parken: Parken direkt vor Ort am Treffpunkt Burg Waischenfeld oder in Nakendorf
Informationen: Ziegenwanderungen immer Samstag oder Sonntag, je nach Termin. Dauer ca. 2 – 2,5 Stunden. Kosten 10 bis 14 Euro pro Familie. Ameldung erforderlich.
Internet: Anmeldung unter AKurr-Brosig@t-online.de oder unter Telefon 0152/08543956
Tourentyp: Wanderung über Stock und Stein, Wiesen und Wälder. Für Buggy und Rollstühle ungeeignet. Teilnehmer sollten gut zu Fuß sein.
Einkehrmöglichkeit: „Gaststätte Brauerei Schroll”, Nankendorf 41, 91344 Waischenfeld
In der Nähe: Druidenhain in Wohlmannsgesee
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